Mittwoch, 21. Januar 2015
Mittwoch, 21. Januar 2015
Wozu die Photometrie?
Es ist ungewöhnlich, dass sich ein Zahnarzt bei einer Funktionsuntersuchung die Körperhaltung ansieht. Meist konzentriert sich eine solche Untersuchung auf die Kiefergelenke und Zahnkontakte. Jedoch bewegt sich der Unterkiefer nicht losgelöst von seinen muskulären Verbindungen zum Kopf und Torso und es kann sehr wohl beachtenswert sein, in welchem Umfeld von mehr oder weniger verspannten Muskeln er seine Arbeit verrichten muss.
Man kann dies problemlos an sich ausprobieren: Man tappe ganz leicht mit den Zähnen und beobachte, wo es zu den ersten Zahnkontakten kommt. Dann streckt man den Kopf nach vorne oder neigt ihn etwas zur Seite und wiederholt das Experiment. Die Meisten werden Zahnkontakte an einer anderen Stelle feststellen.
Manch einer kann solche Unterschiede sogar dann noch spüren, wenn er die Kopfhaltung nicht verändert, sondern sich mit den Füßen ungleich auf den Boden stellt, z. B. mit einem Fuß auf ein Buch!
Ich habe vor vielen Jahren eine Systematik zur Vermessung und Dokumentation der Kopf- und Körperhaltung entwickelt und „Photometrie“ genannt. Im Grunde besteht sie aus exakt ausgerichtete Fotos vor einem Hintergrund, der Referenzen zur Vertikalen und Horizontalen enthält, sowie zu Winkeln dazu. Die Aufnahmen werden dann am Computer vermessen und ausgewertet, was mehrfachen Nutzen bringt:
•Sie helfen dabei, Abweichungen in der Kopf- und Körperhaltung zu erkennen und g.g.F. zu entscheiden, welche anderen Therapeuten hinzugezogen werden sollten.
•Sie ermöglichen eine objektive Kontrolle der Behandlungsresultate von Ko-Therapeuten.
•Sie dokumentieren den Ausgangszustand und bei Bedarf auch Veränderungen im Lauf einer Behandlung.
•Manche Patienten reagieren stärker als andere mit der Körperhaltung auf Veränderungen im Biss. Dies lässt sich mit entsprechenden Auswertungen bereits im Vorfeld abschätzen.
Am besten ist es natürlich, wenn die auszuwertenden Referenzpunkte direkt auf der Haut markiert werden können. Jedoch muss sich bei uns kein Patient entkleiden, denn es ist ebenso möglich, sie auf der Kleidung zu markieren. Diese sollte dann allerdings dann eng anliegen, so dass sie sich nicht so leicht von der darunter liegenden anatomischen Referenz wegbewegt.